



Linguistische Invasion: Eine Kolonialisierung im 21. Jahrhundert
Es gab eine Zeit – gar nicht mal so lange her – da führte die englische Sprache ein stilles, friedliches Leben. Sie schlürfte Tee, beklagte sich gelegentlich über das Wetter und schimpfte genüsslich über die Amerikaner, die ihre Schreibweisen verunstalteten.
Vergiss Paris. Vergiss Tokio. Der wahre Kulturschock beginnt in einem Microsoft-Teams-Call mit einem gewissen Leon, der ständig vom „Syncen des Backlogs“ spricht.
Willkommen in der modernen internationalen Arbeitswelt – wo Deutsche nicht mehr Englisch lernen. Sie kolonisieren es. Sie behandeln Englisch wie Open-Source-Software: geforkt, rebranded und neu ausgerollt. Jetzt mit 87 Folien und einer Agenda, die niemand wollte.
Das Beunruhigende: Die meinen das ernst. Die Deutschen lieben Englisch. Aber sie benutzen es nicht so, wie Muttersprachler es tun. Sie nehmen die Wörter, werfen sie in einen sprachlichen Smoothie – ein Mix aus Direktheit, Effizienz, Business-Bravado, Hochglanz-Managerdeutsch und jede Menge Jargon-Deko. Und wenn was fehlt? Wird’s halt erfunden. Hauptsache, es klingt irgendwie englisch.
Die Sprache, die früher mal Englisch hieß, läuft heute unter einem neuen Namen: English Enterprise Edition™. Das Ergebnis: Ein mutiger neuer Dialekt, in dem alles irgendwie beeindruckend klingt, stark nach Management riecht – und auf Muttersprachler wirkt wie ein leichtes Nervengift.
Manchmal sind die einzigen, die gar nichts mehr verstehen, die Briten im Raum.
„Let’s define a roadmap.“ (Wohin fahren wir? … Ach so. Ein Maßnahmenplan.)
„Let’s do a short coffee break-out session.“ (Also… Kaffee.)
„It’s not in my scope.“ (Du willst es einfach nicht machen, oder?)
Was tun Muttersprachler?
Korrigieren? Protestieren? Lachen?
Nein. Sie sitzen bleich da, machen sich Notizen und halten ihre Notizblöcke fest, als könnten sie sie schützen. Jemand sagt „Let’s forward the deck before the next deep dive“ – und sie nicken. Aber insgeheim führen sie Listen mit diesen herrlich kaputten, wunderbar überkonstruierten Denglisch-Perlen, um sie später bei einem Drink mit Freunden zu teilen.
Und die Deutschen?
Sie haben sie runtergeladen, ein Systemupdate installiert, PowerPoint-Übergänge eingebaut – und onboarden jetzt den Rest der Welt. Also: Wenn dich demnächst jemand fragt, ob du auf die Learnings vom letzten Touchpoint aligned bist – sag einfach ja. Nicke. Lächle.
Es hilft nicht.
Aber du fühlst dich besser.
Rätselzeit: Ein kleines Redewendungs-Quiz
- Einige Karten zeigen skurrile Bilder und deutsche Redewendungen, wörtlich ins Englische übersetzt. Was ist damit gemeint?
- Die Lösung findet sich auf den Karten mit dem Union Jack: Oben steht das deutsche Original – aber welches ist das passende englische Äquivalent?
Pseudo-English terms in German… | … and their actual English equivalents |
---|---|
Beamer | Projector |
Beautyfarm | Spa |
Dressman | Male model |
Hometrainer | Exercise bicycle |
Messie | Pack rat |
Mobbing | Bullying/ Harassment |
Oldtimer | Classic car |
Partnerlook | Matching outfits |
Slip | Underware/ briefs |
Smoking | Tuxedo |
Streetworker | Social worker |
Talkmaster | Host |